Buchrezensionen aus Ober-Ramstadt
Der blockierte Riese: Psycho-Analyse der katholischen Kirche
Der Klassiker in einem runderneuerten Update
Rezension von Winfried Stanzick zum Buch: „Der blockierte Riese: Psycho-Analyse der katholischen Kirche“ von Manfred Lütz. Gebundene Ausgabe: 320 Seiten, Verlag: Pattloch (1. April 2014), ISBN-10: 3629130526, ISBN-13: 978-3629130525, Preis: 19,99 Euro.
Der Psychiater und Publizist Manfred
Lütz wird schon seit langem in Funk und Fernsehen nicht nur in
Fragen der katholischen Kirche, sondern auch in anderen
sozialpsychologischen Zusammenhängen immer wieder um seine Meinung
gefragt. Seinen guten Ruf begründet haben seine Bücher, die immer
auf dem neusten Stand der psychotherapeutischen und theologischen
Wissenschaft und dennoch allgemeinverständlich handeln vom Sinn und
Nutzen psychotherapeutischer Sichtweisen auf Menschen und
Gesellschaft.
Begründet hat seinen Ruf sein Buch „Der
blockierte Riese“, das nach den Konflikten um Eugen Drewermann 1999
erschien und versuchte, am Beispiel eines merkwürdigen Patienten, der
katholischen Kirche, eine verständliche und unterhaltsame Einführung
in die moderne Psychotherapie zu geben. In mehreren Auflagen
erschienen und mit einem begeisterten Vorwort von Paul Watzlawick
versehen, hat dieses Buch vielen Menschen nicht nur die
Psychotherapie erklärt und ihre Erkenntnistheorie, sondern auch die
katholische Kirche verstehbarer (und näher) gebracht. Denn Lütz ist
ein bekennender katholischer Christ, der seine Kirche kritisch
begleitet.
Auch er war von der Aufbruchsstimmung, die der
neue Papst Franziskus schon in den ersten Tagen seines Pontifikates
bis auf den heutigen Tag verbreitet, so angetan, dass er gerne sein
altes Buch überarbeitet hat und den Klassiker nun in einem
runderneuerten Update vorlegt.
Nach wie vor glaubt er an die
Veränderung, betont aber weiter:
„Das Entscheidende im Leben
ist aber weder durch Psychotherapie noch durch sonstige Bemühungen
herstellbar. Es ist nach christlichem Glauben Gnade. Und auch die
Kirche wird beruhigenderweise nicht durch Christen produziert. Daher
sind die Wege aus der Kirchenkrise, die in diesem Buch aufgezeigt
werden, nicht eine Möglichkeit, sich eine heile Kirche selbst zu
basteln. Vielmehr dürfen Christen letztlich auf die Gnade Gottes
vertrauen. Das entlastet von Leistungsdruck und Hektik. So kommt es
am Ende nicht auf die Lösungen an, die Menschen auf Erden aus
eigenen Kräften finden werden, sondern auf geschenkte Lösungen,
letztlich auf Erlösung, und die erhoffen Christen demütig – von
Gott.“